
Wittenstein Innovationsfabrik
Im Herzen des baden-württembergischen Taubertals liegt die Innovationsfabrik von Wittenstein. Das Unternehmen entwickelt und produziert hier innovative mechatronische Antriebstechnik spezifisch für seine Kunden: von millimeterkleinen Nanogetrieben für die Medizintechnik bis hin zu hochpräzisen Antrieben in der Luft- und Raumfahrt – ein Hidden Champion des deutschen Mittelstands. Um Kommunikationswege sowie Entwicklungszeiten zu verkürzen, vereint der Neubau Entwicklung, Produktion und Logistik unter einem Dach. Dadurch werden Prozesse effizient verknüpft und die Innovationskraft gesteigert. Gepaart mit den höchsten Anforderungen an Nachhaltigkeit ist eine neue, hybride Gebäudetypologie entstanden, in der regionale Tradition und global relevante Technologie-Innovation verschmelzen.
Das zwei- und dreigeschossige Gebäude erweitert den bestehenden Unternehmenscampus im Südosten. Der Neubau bildet in seinem Raumkonzept die vollständige Wertschöpfungskette einer Business Unit des Unternehmens ab – von Entwicklungs- und Verwaltungsräumen über Produktionsstätten bis hin zur Logistikhalle. Der modulare Charakter der Fabrik ermöglicht eine zukünftige Erweiterung des Campus um weitere Business Units.
An einem Hang gelegen, öffnet sich die Innovationsfabrik mit einem Eingang Richtung Westen, welcher an zwei parallel gelegenen Entwicklungs- und Versuchsbereichen ins Zentrum des Gebäudes führt. Das Foyer vernetzt hier alle drei Geschosse und ist der lebendige Mittelpunkt. Es dient als Marktplatz und fördert das interaktive Miteinander von Menschen aus Management und Verwaltung, Produktion und Forschung sowie Kund*innen, die intensiv am Entwicklungsprozess beteiligt sind. Kunstwerke an den Wänden verstärken die galerieartige Atmosphäre und den Kulturgedanken des Marktplatzes. In der Mittelachse des Gebäudes angelegt, verzahnt das Foyer die unterschiedlichen Arbeitsbereiche miteinander und eröffnet den Blick auf die Innenhöfe. Diese sind mit Findlingen aus dem Aushub als japanische Gärten gestaltet und laden zur Erholung ein. Charakteristisch für den Neubau ist die transparente Gestaltung, die einerseits Mitarbeitenden und Kund*innen durch verglaste Wände Einblicke in alle Produktionsprozesse ermöglicht und andererseits alle Arbeitsplätze mit viel Tageslicht versorgt.
Die Fassade nimmt Bezug auf die lokale Architekturtradition: Der untere Gebäudeteil besteht aus regionalem Naturstein, während die oberen Fassadenelemente nicht aus traditionellem Holz, sondern aus einem witterungsbeständigen Naturmaterial auf Reisbasis gefertigt sind. Die Nordwest-Fassade ist im ersten und zweiten Obergeschoss vollständig verglast. Transluzente, schräg angebrachte Sonnensegel reduzieren die direkte Sonneneinstrahlung und senken damit den Energiebedarf zur Kühlung. Zugleich bleibt die Sicht nach draußen frei.
FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz, ein Blockheizkraftwerk sowie Photovoltaik auf dem Dach tragen maßgeblich zur Nachhaltigkeit der Fabrik bei. Der DGNB-Zertifizierungsprozess war der erste seiner Art für einen Industriebau: Das Projekt war daher eng in die Entwicklung des Zertifizierungsstandards der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen eingebunden.
Die Innovationsfabrik von Wittenstein setzt durch ihre hybride, vernetzte Typologie und den hohen Nachhaltigkeitsstandard im Industriebau einen Meilenstein in der industriellen Architektur und wird zu einem aktiven Faktor der Innovationskraft von Wittenstein – für Jahrzehnte.
Key Info
Collaboration Partners
Sailer Stepan Tragwerkteam München GmbH (Structural engineer), Jühling & Köppel Landschaftsarchitekten GmbH (Landscape architecture), Kersken + Kirchner GmbH (Fire protection), Lumen³ GbR (Lighting design), iPb – Ingenieurbüro Planung Blei (Façade planning), PMI GmbH (Building physics), Ingenieurbüro Meyer GmbH (Building services)